#Heldenhacks

Videospiele — diese Gefahren sollten Eltern kennen

Hate Speech, Cybergrooming und In-App-Käufe

Erschienen am 2. November 2021 · Autorinnen Romina Nölp und Birte Frey

In Videospielen können Kinder und Jugendliche mit einigen Themen in Kontakt kommen, auf die Eltern vorbereitet sein sollten, um sie mit ihren Kindern zu besprechen.

In diesem Beitrag geht es um die Gefahren, denen Kinder in Videospielen ausgesetzt sind und wie Eltern und Pädagog*innen damit umgehen können. Neben Erklärungen für Fachbegriffe haben wir hilfreiche Tipps und Links für Sie zusammengestellt.

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Ab wann wird es zu viel?

Diskussionen um die tägliche Spielzeit gibt es in fast jeder Familie. Oft steckt dahinter die Sorge, das Kind könnte den Anschluss an die Realität verlieren und abhängig werden. Tatsächlich gilt Computerspielsucht („gaming disorder“) erst seit 2018 als anerkannte Krankheit. Die Kriterien dafür sind:

  • Kontrollverlust
  • wachsende Priorität des Spielens gegenüber anderen Aktivitäten
  • das Weiterspielen trotz negativer Konsequenzen.

Dieses Verhalten muss über die Dauer von zwölf Monaten aufrechterhalten werden, um als Krankheitsbild diagnostiziert zu werden. Die reine Spielzeit allein ist hier nicht ausschlaggebend. Auch hier gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge! Neben dem digitalen Spielen muss es genügend analoge Abwechslung geben und auch die Bewegung darf nicht zu kurz kommen. Ob Ihr Kind zu viel Bildschirmzeit hat, merken Sie recht schnell: wirkt es müde, gereizt oder kann sich nicht mehr gut konzentrieren, ist es Zeit für eine Pause.

Weiterführende Links

  • Die WHO erklärt Spielsucht zur Krankheit, berichtet schauhin.
  • Das Projekt Netz mit Webfehlern der hessischen Landesstelle für Suchtfragen sensibilisiert Betroffene und Angehörige.
  • Die USK gibt Eltern Tipps für die Spieldauer.

Was kann ich tun?

Folgende Tipps hat unsere Medienpädagogin Romina Nölp für die Infonachricht, einen gemeinsamen Newsletter des Netzwerkes gegen Gewalt und des Präventiven Jugendschutzes Frankfurt zusammengestellt.

Ungewollte Anmache

Cybergrooming, also die Anbahnung sexueller Gewalt gegen Minderjährige im Internet, macht auch vor digitalen Spielen nicht Halt. Zum Eintauchen ins Spiel wird oft ein virtuelles Ich, ein sogenannter Avatar erstellt. Hinter diesem bleiben dann persönliche Merkmale wie Alter, Geschlecht, Hautfarbe, etc. zurück. Was auf der einen Seite zum Experimentieren mit der eigenen Persönlichkeit anregt, kann auch nach hinten losgehen, wenn sich deutlich ältere Spieler*innen als Jugendliche ausgeben und Kontakt herstellen wollen.

Seien Sie daher wachsam und sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Risiken. Erklären Sie ihm, dass nicht alle Menschen im Netz gute Absichten haben und ermutigen Sie es, bei Problemen auf Sie zuzukommen. In manchen Spielen können Sie einstellen, mit wem Ihr Kind Kontakt aufnehmen kann und mit wem nicht. Weitere Infos und Hilfe finden Sie bei den Kolleg*innen von klicksafe.de.

Hate Speech

Viele Online-Spiele bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu chatten. Tools wie Discord, Teamspeak oder Skype werden hier gerne genutzt, um Absprachen im Spiel zu treffen, sich gegenseitig anzufeuern oder auch über den stressigen Schulalltag zu plaudern. Nicht immer ist der Umgangston dabei freundlich. Beleidigungen und Hasskommentare sind bei einigen Gaming Communitys an der Tagesordnung. Besonders oft betroffen sind weibliche Spieler*innen, aber auch Menschen, die ihre Religion, Herkunft oder sexuelle Identität zu erkennen geben.

Die Digitalen Helden haben sich zum Ziel gesetzt, hier Aufklärung zu leisten und zu zeigen, was jede*r Einzelne von uns tun kann, damit Hass im Netz keine Chance hat!

Und genau dafür haben wir unter anderem unser Mentorenprogramm zum Thema Medienkompetenz geschaffen!

Weiterführende Inhalte

Hören Sie Betroffenen zu. Schauen Sie sich zum Beispiel die Aufzeichnung unseres Webinars Frauen in Games – zwischen Anerkennung und Hass an. Hier diskutieren Spieler*innen über ihre Erfahrungen.

Werden Sie aktiv. Auch politische Aktivist*innen nutzen Games, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Im Webinar Games gegen Hass zeigen wir, wie weit verbreitet das Phänomen ist und auch, was wir dagegen tun können.

Im Kurs Gemeinsam gegen Hass im Netz zeigen wir, woran man Hate Speech erkennt und wie Schüler*innen im Thema fit gemacht werden können.

Umgang mit Gewaltdarstellungen

Kinder und Jugendliche, die häufig gewalthaltige Spiele spielen, neigen zu aggressivem Verhalten? Eine Vermutung, die sich lange gehalten hat und nicht zuletzt durch School Shootings und Amokläufe immer wieder aufgewärmt wurde. Ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen Gewaltdarstellungen in digitalen Spielen und realer Gewalt konnte bislang allerdings nicht eindeutig nachgewiesen werden. Der Grund: menschliches Verhalten ist viel zu komplex, als dass es auf einen einzigen Wirkungsfaktor wie die Mediengewalt zurückzuführen ist. Wer hier trotzdem auf Nummer sicher gehen will, sollte unbedingt auf die Kennzeichnungen der USK achten, um Kinder und Jugendliche emotional nicht zu überfordern. Weitere Infos zum Thema gibt es bei spielbar.de.

Videospiele? Nicht schlecht!

In unserem Blogbeitrag Videogames — Tipps für Eltern ging es um die positiven Seiten von Videospielen, warum Eltern auch mal gemeinsam mit ihren Kindern zocken sollten und darum, was Kinder durch Videogames lernen.

Kostenlos = umsonst?

Vor allem Spiele für Smartphones werden oft kostenlos angeboten. Dass das in diesem Zusammenhang nicht automatisch umsonst heißt, zeigt das Beispiel der sogenannten Free-to-play-Spiele. Hier ist das Basisspiel kostenlos, für alles andere muss man via In-App-Kauf bezahlen. Bonus-Level, neue Klamotten oder Waffen für die Spielfigur, Haustiere oder beliebte Accessoires — alles extra. Vor allem Spiele wie Fortnite haben mit diesem Modell einen Großteil ihres Gewinns erzielt. Andere vermeintlich kostenlose Spiele finanzieren sich über das Einblenden von Werbung oder das Abgreifen personenbezogener Daten zum Weiterverkaufen. Wirklich kostenfrei ist nahezu kein Spiel. Einen Überblick über mögliche Kostenfallen01 liefert hier die Verbraucherzentrale.

Webinar zu Videospielen für Eltern

Sie fragen sich jetzt vielleicht, welche Spielekonsolen es überhaupt gibt und was Sie wissen sollten, bevor Sie Ihrem Kind ein Videospiel kaufen? Dann schauen Sie sich am besten die Aufzeichnung unseres kostenfreien Webinars Mein Kind will zocken vom 11. November 2021 an.

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Quellenangaben
01 · Verbraucherzentrale, In-Game- und In-App-Käufe: Wenn virtueller Spielspaß teuer wird, www.verbraucherzentrale.de